ERNEUTE SCHÄNDUNG DER GEDENKTAFEL „ROSA WINKEL“ AM NOLLENDORFPLATZ
Mit großer Bestürzung und Empörung haben wir erfahren, dass die Gedenktafel „Rosa Winkel“ am Nollendorfplatz erneut mit einer Schmiererei – dieses Mal mit der Aufschrift „HIV Dresden“ – verunstaltet wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses wichtige Denkzeichen der queeren Erinnerungskultur Ziel von Vandalismus geworden ist.
Die Gedenktafel erinnert an die Verfolgung und Ermordung homosexueller Menschen im Nationalsozialismus. Sie ist ein Ort des Innehaltens, des Erinnerns und Mahnens – und verdient Schutz, Respekt und gesellschaftliche Anerkennung.
Yasmine Werder aus dem Vorstand des Landesverbands erklärt dazu: „Dass dieser Ort erneut entwürdigt wurde, ist nicht nur eine Schändung der Gedenkkultur, sondern ein Angriff auf die queere Community insgesamt. Solche Taten sind Ausdruck von Queerfeindlichkeit, die auch heute noch tief in der Gesellschaft verankert ist. Sie dürfen nicht relativiert oder ignoriert werden.“
Der LSVD Verband Queere Vielfalt Berlin-Brandenburg e.V. fordert daher neben einer umgehenden Reinigung und Wiederherstellung der Gedenktafel eine klare und unmissverständliche politische Stellungnahme gegen queerfeindlichen Vandalismus. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass solche Angriffe folgenlos bleiben oder hingenommen werden.
Queere Erinnerungsorte brauchen nachhaltigen Schutz – auch durch präventive Maßnahmen wie bessere Beleuchtung, verstärkte soziale Kontrolle oder im Einzelfall auch durch Videoüberwachung. Es ist Aufgabe der Stadtgesellschaft, diese Orte nicht nur symbolisch zu würdigen, sondern auch tatsächlich zu sichern.
Darüber hinaus braucht es eine verstärkte Bildungs- und Erinnerungsarbeit, die queere Geschichte konsequent sichtbar macht, queere Stimmen stärkt und aktiv gegen die zunehmende Radikalisierung und Polarisierung in unserer Gesellschaft wirkt. Denn die wiederholten Angriffe auf queere Gedenkorte sind kein Einzelfall, sondern Teil eines besorgniserregenden Trends:
„Wir erleben eine gesellschaftliche Entwicklung, in der queerfeindliche Hetze, Einschüchterungsversuche und tätliche Übergriffe zunehmen – sowohl im öffentlichen Raum als auch online. Diese Taten sind nicht zufällig, sie sind politisch motiviert – und sie treffen eine Community, die sich ohnehin täglich gegen Diskriminierung behaupten muss“ so Yasmine Werder, Vorstand im LSVD Verband Queere Vielfalt Berlin-Brandenburg e.V.
Gerade in Zeiten wie diesen ist es unsere gemeinsame Verantwortung, Haltung zu zeigen: Gegen das Vergessen, gegen den Hass, gegen die Verrohung der Sprache und der Taten. Der Schutz queerer Leben, Geschichte und Kultur ist kein Nebenschauplatz – er ist Gradmesser für den Zustand unserer Demokratie. Wir stehen solidarisch mit allen, die sich für queere Sichtbarkeit, Aufklärung und Erinnerungskultur einsetzen – heute und an jedem anderen Tag.